Die Volkswirte von Allianz Trade sind bisher von einem Anstieg der Insolvenzen um 15% ausgegangen. Durch die Bankenturbulenzen, sowie hohe Zinsen, anhaltende Inflation und steigende Lohnkosten wurde die Prognose durch unser Economic Research Team auf 22% nach oben korrigiert.
Es handelt sich dabei aber nicht um eine Pleitewelle, sondern viel mehr um eine Normalisierung. Dies wird besonders deutlich, wenn man einen Vergleich zu den Zahlen von vor der Corona-Pandemie zieht. Die Fallzahlen in Deutschland 2023 liegen weiterhin 5% unter dem Niveau aus dem Jahr 2019.
Deutschland folgt mit dieser Entwicklung dem weltweiten Trend. Bei den globalen Insolvenzen wird laut der Allianz Trade Studie ein Anstieg der Insolvenzen von 21% erwartet.
Zwar haben sich die wirtschaftlichen Erwartungen zuletzt etwas aufgehellt. Wir gehen mit einem Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um -0,1 % jedoch weiterhin von einer leichten Rezession für 2023 aus im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig haben sich aber die finanziellen Rahmenbedingungen deutlich verschlechtert.
„Die Bankenturbulenzen hinterlassen ihre Spuren auch in Deutschland“, sagt Milo Bogaerts. „Mit den deutlich steigenden Zinsen laufen eher schwach finanzierte Unternehmen Gefahr, in Schwierigkeiten zu geraten. Hinzu kommen zahlreiche weitere Unsicherheiten. Mit den Turbulenzen am Bankenmarkt sind Kreditinstitute nun noch vorsichtiger geworden und restriktiver bei der Vergabe von Krediten. Das kommt für einige Unternehmen zur Unzeit, denn es werden zunehmend KfW-Kredite aus der Pandemie fällig, die die Unternehmen zurückzahlen oder refinanzieren müssen. Nicht alle haben dafür den notwendigen Puffer. Deshalb gehen wir 2023 von etwas mehr Insolvenzen aus als bisher.“
Hinzu kommt die Verschlechterung der Profitabilität von Unternehmen. Sie kämpfen mit höheren Energiepreisen, die sich aufgrund der langfristigen Kontrakte erst ab diesem Jahr sukzessive auf die Bilanzen durchschlagen. Die steigenden Kosten beim Wareneinsatz sowie bei den Löhnen belasten die Profitabilität zusätzlich.